Krisenüberwindung  |  10 Min Lesezeit

Die Phasen einer Unternehmenskrise

Verfasst von Georgios Chalos
Bewerten Sie mit unserer 30 Punkte Checkliste, in welchem Krisenstadium Sie sin
Krisenüberwindung  |  10 Min Lesezeit

Die Phasen einer
Unternehmenskrise

Verfasst von Georgios Chalos
Bewerten Sie mit unserer 30 Punkte Checkliste, in welchem Krisenstadium Sie sind.
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Die Welt ist einer permanenten Veränderung unterworfen. Aber wie erkennen Sie Veränderungen und was tun Sie dagegen? Als Unternehmer müssen Sie wissen, wie Sie den Beginn einer Krise so früh wie möglich erkennen. Krisen können dann als Chance für eine Veränderung und Weiterentwicklung genutzt werden.

Die Definition einer Krise

Fangen wir zunächst mit dem Begriff Krise an. Im Kontext einer Unternehmenskrise, definiere ich Krise wie folgt:

 „Eine akute Existenzgefährdung des Unternehmens, die, sollte ein Abwenden nicht gelingen, insolvenz-, haftungs- und strafrechtliche Konsequenzen haben wird.“

Kann der Geschäftsführer eine Krise nicht abwenden und es kommt zur Insolvenz, dann drohen Ihm bei Nichteinhaltung der Gesetze, haftungs- und strafrechtliche Konsequenzen. Daher ist es für jeden Geschäftsführer wichtig, dass er eine Krise und die Gefahr einer Insolvenz einordnen kann. Zudem führt eine frühe Erkennung einer Krise dazu, dass schnell gehandelt werden kann. Grundlegend gilt: „Je früher eine Krise angegangen wird, desto höher sind die Handlungsoptionen“.

Für die Einordnung der Krisenphasen, ziehe ich den Standard der Wirtschaftsprüfer (IDW S 6) heran. Nach diesem Standard wird eine Krise in die 6 folgenden Phasen unterteilt

Die Einordnung der Krisenphasen

Für die Einordnung der Krisenphasen ziehe ich den Standard der Wirtschaftsprüfer IDW S 6 heran. Nach diesem Standard wird eine Krise in die 6 folgenden Phasen unterteilt

Die Stakeholderkrise

Darunter versteht man Konflikte zwischen den Stakeholdern. Stakeholder können Banken, Kunden, Lieferanten oder interne Beteiligte sein. Sollte ein Konflikt zwischen diesen Parteien vorherrschen, lässt sich dieser in der Regel schnell beheben. Beispielsweise durch Gespräche zwischen den Parteien oder den Austausch von Partnern. 

Die Strategiekrise

Diese Krisenphase ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Unternehmen seine geplante Strategie nicht vollständig umsetzen kann. Es entstehen erste Abweichungen zur Planung. In dieser Phase beginnt für fast alle Unternehmen eine Krise, die sich dann über einen langen Zeitraum zu einer ernsthaften Krise entwickeln kann. Oftmals werden Abweichungen in der Planung mit Konjunkturschwankungen oder anderen äußeren Einflussgrößen begründet. Viele Unternehmen halten diese Phase nur für vorübergehend und passen Ihre Strategie nicht an. Gerade in dieser Phase haben Unternehmen noch Zeit und Geld, um die Krise durch Anpassung zu überstehen. Beispielsweise kann die Strategie angepasst oder die Kundenorientierung verbessert werden.

Die Produkt- und Absatzkrise

Wird die Strategiekrise nicht erkannt bzw. wird nicht gehandelt, entsteht zwangsläufig eine Produkt - und Absatzkrise. Durch die falsche Strategie und Kundenorientierung ist in dieser Phase ein Nachfragerückgang spürbar. Die Deckungsbeiträge sinken in der Regel ab. Viele Unternehmen bewerten dieses Stadium falsch, indem Sie den zunehmenden Wettbewerb und die steigenden Anforderungen der Kunden als Ursache definieren. Durch die sinkende Nachfrage sollten Unternehmen Ihre eingesetzten Ressourcen anpassen. D.h. Ihren Einsatz an Mitarbeitern, Material und Maschinen. Tun Sie das nicht, kommt es zu einer hohen Kapitalbindung. Diese Phase stellt den kritischen Zeitpunkt für Unternehmen dar. Handeln Unternehmen in diesem Stadium nicht, kommen Sie zwangsläufig in eine tiefe Krise mit immer geringer werdenden Handlungsmöglichkeiten. Neben der falschen Strategie könnte ein unzureichendes Marketing- und Vertriebskonzept der Grund für die Entstehung dieser Phase sein.

Die Erfolgskrise

Gelingt es einem Unternehmen nicht die Produkt- und Absatzkrise zu überwinden, kommt es in eine existenziell bedrohliche Phase. Die Luft wird jetzt zunehmenden dünner. Die Umsätze brechen stark ein, es entstehen Überkapazitäten und hohe laufende Kosten. Das Unternehmen verzeichnet Verluste. Das Eigenkapital wird jetzt angegriffen. Die schlechten Zahlen lassen sich ab dem Zeitpunkt nicht mehr gegenüber Gläubigern wie Banken, Kunden oder Lieferanten verheimlichen. Alle ziehen die Kontrollschrauben an. Es wird zunehmend schwieriger Geld zu bekommen. In dieser Situation ist es kurz vor Zwölf. Es muss dringend gehandelt werden. Ab jetzt benötigt man einen guten Restrukturierungsplan, um die Krise noch überstehen zu können. Neben der strategischen Neuausrichtung sind jetzt Sicherungsmaßnahmen für das Überleben notwendig. In dieser Phase brauchen Unternehmen in den meisten Fällen Geldgeber, um die Zeit für die Umsetzung der Maßnahmen zu gewinnen.

Die Liquiditätskrise

Gelingt es dem Unternehmen nicht einen erfolgreichen Restrukturierungsplan umzusetzen, dann führen die anhaltenden Verluste zu einer Liquiditätskrise. Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass das Unternehmen seine Rechnungen nicht mehr fristgerecht bezahlt. Meistens werden neue Zahlungseingänge für die Begleichung alter Rechnungen genutzt. Das Unternehmen schiebt einen immer größer werdenden Posten an unbezahlten Rechnungen vor sich. Viele Unternehmen kämpfen in dieser Phase bis zur letzten Minuten. Das kann für einen Geschäftsführer gefährlich werden, da er für eine verschleppte Insolvenz persönlich haften muss.

Die Insolvenz

Wenn in der Liquiditätskrise kein neuer Geldgeber gefunden wird und die Maßnahmen einer Restrukturierung nicht greifen, rutscht ein Unternehmen in eine Insolvenz. Entweder entsteht eine Zahlungsunfähigkeit, d.h. das Unternehmen kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nach kommen, oder es ist rechnerisch überschuldet.

Fazit

Ich erkenne in meiner täglichen Arbeit leider viel zu häufig, dass Unternehmen nicht konsequent und viel zu spät handeln. Unternehmen, die frühzeitig eine Krise erkennen und Ihr Handeln danach ausrichten, haben eine viel höhere Chance eine Krise zu überwinden und als Weiterentwicklung zu nutzen.

Unternehmen sollten auch nicht den Fehler machen und sich mit finanziellen Mitteln über Wasser halten, ohne Ihr Geschäftsmodell zu überarbeiten. Das hat fatale Folgen. Ohne Veränderung des Geschäftsmodells, werden dadurch nur zukünftige Verluste finanziert. Früher oder später kommt dann eine Liquiditätskrise. In der Krise sollte frisches Geld immer in eine zeitnahe Restrukturierung und Neuausrichtung des Geschäftsmodells investiert werden.

Der erste Schritt für alle Unternehmer ist das Anerkennen der Krise. Dazu gehört auch das Loslassen von alten Gewohnheiten und Faktoren, die in der Vergangenheit zum Erfolg des Unternehmens geführt haben.

Leider erkenne ich häufig, dass Geschäftsführer in der Krise keine klare Sicht haben. Dadurch werden oftmals Entscheidungen für die Umsetzung von Maßnahmen blockiert. An dieser Stelle hilft ein externer "Sparringspartner", der zum einem Erfahrung in der Bewältigung von Krisen hat, zum anderen emotional nicht in der Situation gefangen ist.
Powered By ClickFunnels.com